Rolf Dieter Krause:Über 20 Jahre ein kritischer Begleiter Europas
06/08/2016
Von 1990 bis 95 und von 2001 bis heute
berichtete R.D. Krause aus Brüssel
Über 20 Jahre ein
kritischer Begleiter Europas
Rolf
Dieter Krause war ein Fels in der Brandung europäischer Themen
In
der europäischen Medienszene ist eine verlässliche Instanz in den Ruhestand gegangen. Rolf Dieter
Krause, der Chef des ARD-Studios in Brüssel, hat Ende Juli zum letzten Mal das
„Europamagazin“ moderiert. Er verstand es, seinen Zuschauern jeden Sonntag die
komplizierten europäischen Prozesse anschaulich zu erklären. Dabei war er stets
ein streitbarer Geist, bekannt für seine Wortgewalt. Auf dem Höhepunkt der
Griechenland-Krise warf er der sozialistischen Regierungspartei vor: „Wer so
vorgeht, gehört zum Teufel gejagt.“
Rolf
Dieter Krause kannte das Brüsseler Politikgeschäft wie seine Westentasche. Elegant
gekleidet mit Halstuch und dunklem Jackett analysierte er das Posten-geschacher
nach der Europawahl 2014 oder die Konfusion nach dem unerwarteten Brexit-Votum.
Pointiert formulierend schätzte er die Auseinandersetzung um den richtigen Weg.
Über einen guten Kommentar sagte er einmal: „Er teilt in der Mitte, die eine
Hälfte stimmt zu, die andere schüttelt den Kopf.“ Dabei galt seine Kritik vor
allem einer EU-Politik, die sich nicht an die beschlossenen Regeln hält, weder
beim Stabilitätspakt noch bei der Flüchtlingspolitik. Krause bleibt uns in
Erinnerung als ein Verfechter der europäischen Idee, der immer kritische
Distanz wahrte und dessen Sätze von langer Haltbarkeit waren.
Dabei
war Krause nicht von Anfang an ein glühender Europäer. Als der gebürtige
Lüneburger nach seinen Anfängen als Redakteur bei der „Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung“ 1990 erstmals zum WDR nach Brüssel wechselte, formulierte
er argwöhnisch seine „14 Argumente gegen den Vertrag von Maastricht“. 2001
wurde Krause Leiter des Brüsseler ARD-Studios, und im Laufe der Jahre mit
vielen Journalistenpreisen ausgezeichnet. Vor allem aber hat den Nachfolger,
den er sich gewünscht hat: Im August übernahm sein 38jähriger Kollege Markus
Preiß (WDR) das Brüsseler Steuer. Es bleibt zu hoffen, dass Krause auch in Zukunft als
Gast die eine oder andere Talkshow mit seinen klaren Analysen europäischer
Zusammenhänge bereichert.
(Rotger H.
Kindermann)