Ein Aufruf von Träumern oder steckt mehr dahinter? Rotger H. Kindermann
16/12/2014
Kommentar
von Rotger H. Kindermann -EJ Vizepräsident
Ein Aufruf von Träumern oder steckt
mehr dahinter?
Sind
sie schlicht naiv (wie z.B. Mario A.) oder altersstarrsinnig (wie z.B. Roman H.) oder werden sie von banalen
Geschäftsinteressen geleitet (wie Clemens T.)? Die Unterzeichner des sog.
Russland-Aufrufs („Wieder Krieg in Europa?“) agieren unpolitisch, sie
verharmlosen und sind auf einem Auge blind.
Sie
hätten besser schon vor Jahren vor einer demokratiefeindlichen Entwicklung in
Russland (z.B. nach Ermordung der Journalistin Anna Politkowskaja) gewarnt, vor
Medienzensur, vor Schwulen-Hetze, vor Missachtung der Menschenrechte, vor einer
Kreml-geleiteten Justiz, vor Personenkult oder vor dem Fehlen einer russischen
Zivilgesellschaft. Wie können Männer und Frauen, die früher mal Bedeutendes
geleistet haben, so leicht und unkritisch Opfer der Propaganda werden? Das
fragen in Deutschland Menschen, die sich
nicht von Realpolitik, Geschichte und demokratischen Werten abkoppeln lassen.
Russlands
Furcht vor NATO-Einkreisung ist eine Legendenbildung. Hat das westl.
Verteidigungsbündnis jemals in Europa gewaltsam eine Grenze verschoben? Wie
wäre es mit einem Aufruf, den Menschen in der Ukraine (inkl. Georgien etc.) zu
helfen? Unsere unpolitischen Putin-Versteher lassen sich gleich von zwei Seiten
missbrauchen: Vom Großmacht-Denken des Ex-KGB-Mannes im Kreml und von
Wirtschaftsinteressen der Global Player, die politische Ziele und die Akzeptanz
von Werten für ihr Tun als störend empfinden. Eingebettet in einen illustren
Kreis von Harmoniesüchtigen und ziemlich ahnungslosen Schöngeistern lassen sich
die wahren Gründe für diesen Aufruf gut verschleiern. Der Unterzeichner Gerhard
Schröder wird am besten wissen, was gemeint ist. Oder macht ausgerechnet er
sich Sorgen um russische Rentner, die – auch als Folge des Ölpreisverfalls –
unter wachsender Inflation leiden. Aber vielleicht trägt ja ebenfalls der
Westen daran die Schuld, dass Russland
so sehr von seinen Rohstoffen abhängig ist und keine eigene industrielle
Basis aufgebaut hat. Dieses „Argument“ fehlt noch in dem genialen Aufruf.
Niemand
will Krieg, aber es soll auch niemand den Kopf in den Sand stecken!